Ohne Ziel ist jeder Schuss ein Treffer. Ohne Fahrplan ist jeder Zug pünktlich. So und ähnlich lauten Sprüche, die uns von Kindheit an eingetrichtert wurden. Und je mehr wir uns mit Arbeits- und Selbstoptimierungstechniken beschäftigen, umso mehr begegnen wir den Zielen. Wir brauchen ein klares Ziel vor Augen und am besten ist es, wenn es SMART ist. Alles gut, schön und auch verständlich. Aber dann kreuzen östliche Philosophen und Gelehrte unseren Weg und erklären uns: Der Weg ist das Ziel! Wie passt das nun in unsere westliche Denkweise?
Das dachten sich vor einigen Jahrzehnten auch einige westliche Psychologen und begannen, sich mit dem Zusammenhang zwischen Ziel, Erfolg und Zufriedenheit zu beschäftigen. Das war der Beginn der positiven Psychologie.
Es wurden zahlreiche Untersuchungen gemacht, Studien erstellt und Hypothesen aufgestellt. Das Ergebnis im Kern ist folgendes: Ziele sind wichtig, und zwar insofern, als sie uns in Bewegung bringen. Aber wichtiger ist dann der Weg dahin. Das Klammern an den Zielen macht uns weder erfolgreicher noch glücklicher. Es geht darum, dass wir den Weg zu unseren Zielen so gestalten, dass es uns am Weg dorthin schon gut geht.
Shawn Achor, ein amerikanischer Autor, Speaker und Gründer des Instituts für angewandte Glücksforschung, hat sein Leben diesem Thema gewidmet. In zahlreichen Studien hat er nachgewiesen, dass „happy people“ erfolgreicher und produktiver sind als weniger glückliche Menschen. Es ist nicht der Erfolg, der glücklich macht, sondern ein positiver mentaler Zustand.
So wie ich und viele andere Menschen meiner Generation erzogen wurden, haben wir gelernt: Arbeite (sehr) fleißig und hart, dann wirst du erfolgreich, und wenn du erfolgreich bist, dann bist du auch glücklich. Glaubt man den Forschungsergebnissen, führt dieser Zugang aber zum sogenannten Ziele-Paradoxon. Auch das ist ein gut erforschtes Thema. Das Ziele-Paradoxon bedeutet, dass die Erreichung eines Zieles zu weniger Zufriedenheit führt als allgemein angenommen, ja manchmal sogar zum Gegenteil: zur Leere nach dem Erreichen eines großen Zieles, gelegentlich wird auch von Erschöpfung und sogar depressiven Zuständen berichtet, und oft auch von der Schwierigkeit, neue sinnvolle Ziele zu finden.
Fazit
Das Ziel ist unwichtig. Wichtig ist die Zeit dazwischen (manchmal sind es Jahre). Das Ziel bringt uns in Bewegung und gibt einmal eine Richtung vor. Es geht nicht darum, ein Ziel zu erreichen und dann glücklich zu werden. Es geht darum, dass es uns in der Zeit dazwischen gut geht. Wir sollen glücklich Erfolg haben. Die Haltung tibetischer Mönche ist die folgende: Wenn du dich darauf versteifst zu bekommen, was du willst, und zu vermeiden, was du nicht willst, wirst du kein Glück finden. Wir sollen glücklich Erfolg haben. Das geht nur, wenn wir unser Tun und Handeln zelebrieren und Freude daran entwickeln.
Da bekommt die Aussage „Der Weg ist das Ziel“ einen neuen Sinn.
Siehe auch:
Und wie Sie Ziele in Ihrem Unternehmen für sich und Ihre Mitarbeiter so gestalten können, dass sie hilfreich sind und das Unternehmen weiterbringen, lesen Sie in einem der nächsten Artikel.
Eine Frage der Robustheit
Wie geht es Ihnen mit Ihren Zielen? Haben Sie für Ihr Unternehmen Ziele? Wie sind Sie dazu gekommen und wie geht es Ihnen bei der Erreichung Ihrer Ziele?