Das durchschnittliche kleine und mittlere Unternehmen im deutschsprachigen Raum verdient zu wenig. Ich kann nicht aufhören, darauf hinzuweisen. Und selbst wenn Ihr Unternehmen heute gut verdient, haben Sie keine Garantie, dass das morgen noch genauso sein wird.
Ich recherchiere gerade für mein zweites Buch, das ich nächstes Jahr in Angriff nehmen möchte. Dafür interviewe ich Unternehmerinnen und Unternehmer, weil es mich interessiert, wie sie durch die Corona-Krise gekommen sind und wie sie mit den gegenwärtigen Verwerfungen umgehen. Dabei treffe ich auf nicht wenige, die gut durch Corona gekommen sind, aber seither von ihren Reserven leben. Ihnen gelingt es nicht, ihre Unternehmen auf die neuen Umstände einzustellen. Sie mussten feststellen, dass es nichts hilft, wenn das Unternehmen in der Vergangenheit gut verdient hat, wenn es dann nicht gelingt, sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen.
Zum Thema Gewinn habe ich mich ausführlich in diesen beiden Artikeln geäußert:
Nach meiner Erfahrung geht es bei der Führung eines Unternehmens zu einem guten Teil der Zeit darum, Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Die meisten Hindernisse, die dem Unternehmen viel Geld kosten und nachhaltigen Schaden in der Beziehung zu den Kunden anrichten, finden wir in diesen beiden Kategorien:
- Zeiträuber
- Kostentreiber
Sie fragen sich, was ich damit konkret meine? Denken Sie nur an stotternde Abläufe, an sich wiederholende Fehler oder immer wieder auftretende Qualitätsprobleme. Das sind Themen, die vielleicht gar nicht mehr auffallen, weil bereits ein Gewöhnungseffekt eingetreten ist.
Die Ursachen sind oft wesentlich simpler, als wir vermuten. Üblicherweise ist keine Raketenwissenschaft notwendig, um die Quellen mangelnder Produktivität aufzuspüren.
Hier ist ein erstes Beispiel:
Ordnung:
Ein Journalist hat mir von einem Unternehmer erzählt, der ein bekannt genialer Verkäufer ist. Den hat er einmal in seinem Büro interviewt. Als er sein Büro betrat und der Unternehmer offensichtlich das erstaunte Gesicht des Journalisten sah, sagte er lachend: "Ja, Sie müssen wissen, ich beherrsche die vertikale Ablage nicht. Daher arbeite ich mit der horizontalen Ablage". Sie fragen sich, wie er das meinte? Vielleicht hilft Ihnen der folgende Spruch: "Auch Teenager haben einen Kleiderschrank, der heißt halt Boden". Bei ihm war es zwar nicht der Boden, aber jede vorhandene horizontale Fläche …
Es muss ja nicht die horizontale Ablage sein, aber haben Sie sich schon einmal überlegt, wie viel Zeit Sie und Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen damit verbringen, Unterlagen, Materialien, Werkzeuge oder aber auch E-Mails zu suchen?
Ordnung und Sauberkeit wurden in meiner Zeit als Unternehmer zu einem meiner „Lieblingsthemen“, denn nicht nur die Zeit, die für das Suchen aufgeht, ist unproduktiv. Auch die Fehler, die als Folge mangelnder Ordnung auftreten, die Informationen, die verloren gehen, oder die Missverständnisse, die aufgrund fehlender Ordnung entstehen, sind zwar im Einzelfall überschaubar, summieren sich aber zu beträchtlichen Werten auf.
Ich muss gestehen, dass ich von meiner Veranlagung her nicht der ordentlichste und der am besten organisierte Mensch bin. Aber die Notwendigkeit im Betrieb hat mich dazu erzogen, Ordnung zu halten. Man kann das lernen.
Die – oft versteckten – Kosten, die bei Suchen, Fehlern, etc. entstehen, sind das eine. Noch schlimmer aber ist der Effekt auf die Verkaufsleistung eines Unternehmens. Stellen Sie sich vor, wie „glücklich“ Ihre Kunden sind, wenn die Verkaufsmitarbeiter und Verkaufsmitarbeiterinnen mehr Zeit mit Suchen oder Erfassen von Aufträgen verbringen als mit einem Beratungsgespräch.
Eine Frage der Robustheit
Wie ordnungsliebend sind Sie von Natur aus? Geht Ihnen Ordnung halten leicht von der Hand? Können Sie Ihre Mitarbeiter zu Ordnung anhalten? In welchen Bereichen orten Sie Verbesserungsbedarf?