Produktivitätsbremse Chef

Seit vielen Jahren gibt es immer wieder Untersuchungen, die nachweisen, dass Unternehmen weltweit über beträchtliche Produktivitätsreserven verfügen. Das ist nicht unbekannt. Abhängig von der Untersuchung wurde festgestellt, dass nur rund 60 % des Potenzials ausgeschöpft werden. Rund 85 % wären realistischerweise erreichbar. Da klafft also noch eine erhebliche – nicht realisierte aber dringend notwendige – Reserve.

 

Siehe auch:

Gerne höre ich in diesem Zusammenhang, dass es vor allem technologische Entwicklung braucht, um die Produktivität eines Unternehmens voranzubringen. Ein neues Computerprogramm muss her, eine schnellere Maschine, besseres Werkzeug etc. Es braucht also Investitionen. Die kann man sich aber nicht leisten, so die hartnäckige Meinung.

 

Die auf Produktivitätssteigerung spezialisierte Unternehmensberatung Proudfoot hat sich vor etlichen Jahren in einer groß angelegten Studie dieser Produktivitätsreserven angenommen. Proudfoot hat sich vor allem angesehen, warum die Unternehmen so unproduktiv sind und wie es dazu kommt, dass sie so wenig dagegen unternehmen.

 

Die zwei interessanten Ergebnisse waren:

 

Erstens: Mindestens die Hälfte der Produktivitätsreserven lassen sich durch einfache organisatorische Maßnahmen erzielen. Hier einige wenige Beispiele:

  • eine bessere Schulung von Mitarbeitern und eine bessere Einteilung und Führung von Mitarbeitern,
  • eine bessere Qualität bei Beratung von Kundinnen und Kunden und eine fehlerfreie Umsetzung (Stichwort: first time right, gleich beim ersten Mal richtig machen),
  • rechtzeitige Bestellung von notwendigem Material,
  • Vermeidung von Doppelgleisigkeiten.

 
Diese 50 % sind (relativ) einfach zu heben. Sie steigern damit die Profitabilität Ihres Unternehmens. So weit so klar. Sie schaffen sich damit aber auch die finanziellen Reserven, die Sie für eventuelle Investitionen brauchen, um die restlichen 50 % zu heben.

 

Und zweitens, wenig überraschend, aber in dieser Deutlichkeit noch nicht ausgesprochen:

 

Die größte Produktivitätsbremse sind die Vorgesetzten und Führungskräfte selbst. Sie behindern ihre Mitarbeiter,

  • weil sie zu wenig auf die Ausbildung und das Training der Mitarbeiter achten,
  • weil sie Kommunikationshürden einbauen,
  • weil sie die Mitarbeiter schlecht einteilen,
  • weil sie ihren Mitarbeitern schlechte Prozesse aufzwingen etc.

 

Das wurde von Proudfoot in ihrer Funktion als Unternehmensberater über Jahre beobachtet. Dann wollten sie es genau wissen und haben Führungskräfte und Mitarbeiter in vielen Unternehmen direkt befragt. Überraschend war dann nicht die Tatsache, dass die Beobachtung bestätigt wurde. Überraschend war die Ehrlichkeit der Führungskräfte.


Ungefähr die Hälfte der befragten Führungskräfte identifizierte als Ursache für die fehlende Produktivität eine schlechte Einteilung der Mitarbeiter und eine mangelnde Kontrolle der Arbeitsergebnisse (also klassische Führungsaufgaben). Nur sehr wenige Führungskräfte nannten schlecht qualifizierte Mitarbeiter als Ursache für unausgeschöpfte Produktivitätsreserven und noch weniger von ihnen nannten technische Ursachen.

 

Die Studie ist zwar alt. Die Erfahrungen mit meinen früheren Arbeitgebern, mit meinem eigenen Unternehmen und meinen Kundinnen und Kunden zeigen mir aber: Ja, das stimmt!

 

… und noch ein kleines P.S.: natürlich gibt es noch mehr Produktivitätsbremsen. Mehr dazu später!

 

P.P.S. Verfasst ohne ChatGPT 


Eine Frage der Robustheit

 

Wie steht es um die Produktivität in Ihrem Unternehmen? Könnte es sein, dass Sie selbst die größte Bremse sind?