Bis März 2020 herrschte in der österreichischen und deutschen Wirtschaft eitel Wonne. Die Unternehmen waren ausgelastet, es herrschte nahezu Vollbeschäftigung und die Auftragsbücher waren voll. Dann kam Corona.
Die Weltwirtschaft legte eine Vollbremsung hin. Es gab zahlreiche Verlierer. Einige Unternehmen schafften es aus eigener Kraft, so einigermaßen durch die Krise zu kommen, und es gab einige Gewinner. Ein guter Teil der Verlierer schaffte die Krise mit Hilfe staatlicher Unterstützungen. Die Folgen hielten sich insgesamt in Grenzen. Die Wirtschaft fing wieder an zu laufen. Was aber nicht kam, waren die Arbeitskräfte.
Wurde vor Corona noch diskutiert, ob es denn wirklich einen Fachkräftemangel gab, liegt der Arbeitskräftemangel seither auf der Hand.
Die Firmen waren noch am Lecken der Wunden, die Corona hinterließ, dann kam der Krieg in der Ukraine. Mit dem Krieg kam die Teuerung. Mit der Teuerung zogen die ersten Wolken am Konjunkturhimmel auf.
In meinem Buch habe ich mir die Verdienstsituation der kleinen und mittleren Unternehmen angesehen. Dabei habe ich mit Statistiken gearbeitet, die aus der Zeit vor Corona stammten. Das Bild, das sich mir dabei gezeigt hat, war – vorsichtig ausgedrückt - überraschend.
Siehe auch:
Davor habe ich mich nämlich mit dem Thema Mindestgewinn beschäftigt. Ein Unternehmensberater erklärte mir dazu einmal folgende Faustregel:
Der Gewinn eines Unternehmens (gemeint ist dabei der Gewinn nach allem, also auch nach Abzug des Unternehmer:innen-Lohns) sollte im Durchschnitt 7 % plus/minus 3 % betragen. Also in einem schlechten Jahr mindestens 4 % und in einem guten Jahr zumindest 10 %.
Natürlich gibt es Branchen, die von solchen Werten nur träumen können, aber ich finde, dass das ein guter Anhaltspunkt ist. In der älteren betriebswirtschaftlichen Literatur habe ich diese Formel übrigens auch gefunden.
Bei der Beschäftigung mit den Gewinnstatistiken für die kleinen und mittleren Unternehmen in der DACH-Region hat sich gezeigt, dass die Hälfte aller Unternehmen unter dem 4 % Mindestgewinn lagen. Das hat mich vor allem deshalb überrascht, weil das in einer Zeit war, als die Firmen ausgelastet waren, volle Auftragsbücher hatten und darüber gejammert haben, dass sie mit der Arbeit nicht nachkämen.
Ich finde, dass das kein gutes Zeichen ist, vor allem im Hinblick auf die schwierigen Themen, mit denen die kleinen und mittleren Unternehmen derzeit konfrontiert sind. Die hohen Energiekosten, die schwierigen Lieferketten, der Fachkräftemangel und die Auftragsbücher, die sich langsam leeren, um nur ein paar zu nennen.
Aus meiner Sicht steht fest, dass sich die Unternehmen angesichts der immer unberechenbareren Rahmenbedingungen wieder mehr mit ihrem Gewinn beschäftigen sollten. Die zwei klassischen Hebel dafür sind:
- Die Produktivität
- Die Preisgestaltung
Das klingt selbstverständlich, ist es aber nicht, wenn man einen Blick auf die Gewinnstatistiken wirft. Die Beschäftigung mit der Produktivität könnte zum Beispiel auch ein Weg sein, um den Fachkräftemangel zumindest im Kleinen ein wenig zu lindern. Aber dazu später mehr.
Eine Frage der Robustheit
Wo stehen Sie und Ihr Unternehmen? Links oder rechts der 4 % Marke, links oder rechts der 7 % Marke? Was wollen Sie tun, um die Verdienstsituation Ihres Unternehmens zu verbessern?