Der Plan B – Warum er fast nie zum Tragen kommt, er aber trotzdem gebraucht wird

Gute Entscheidungen werden nicht getroffen, sie entstehen. Noch wichtiger aber als die Entscheidung selbst ist die Umsetzung der Entscheidung. Und noch wichtiger als die Umsetzung ist die laufende Kontrolle, ob die Umsetzung den Erwartungen entspricht, ob sich getroffene Hypothesen als richtig oder unrichtig erweisen, ob sich im Umfeld etwas geändert hat oder ob es unerwartete Reaktionen gibt. Das ist anstrengend und mitunter emotional belastend, weil wir uns sehr schwertun, von einer einmal gefassten Meinung abzuweichen (siehe auch). Das ist in unserer DNA offenbar nicht vorgesehen. Da gibt es interessante Untersuchungen und Beobachtungen dazu.

Im letzten Artikel habe ich beschrieben, dass Sie Reserven brauchen. Das erleichtert es Ihnen, einmal getroffene Entscheidungen zu revidieren, aber auch ein Plan B trägt dazu bei.

 

Plan B und C

Wenn Situationen schwierig werden, dann steigt der Stresspegel, ein Tunnelblick entwickelt sich und wir haben dann oft das Gefühl, keine Alternativen zu haben. Denken Sie nur an Situationen, in denen Sie unter Druck standen und eine weitreichende Entscheidung zu treffen hatten. Wir stecken dann oft in einer unangenehmen Situation fest und sehen keinen Ausweg. Diese (oft scheinbare) Alternativlosigkeit macht uns das Leben dann so richtig schwer. Wie kann aber der Ausweg aus dieser Alternativlosigkeit aussehen? 

 

Schon im Zuge der Entscheidungsfindung können Sie überlegen, was Sie tun könnten, wenn die Geschichte anders verläuft, als Sie erwarten. Dabei geht nicht so sehr darum, dass Sie alle denkbaren Szenarien durchgespielt haben und für jedes Szenario einen fertigen Plan haben.

Wenn Sie aber das eine oder andere Extremszenario geistig durchspielen, dann wird Ihnen das helfen, Veränderungen vom Plan schneller wahrzunehmen. Damit fällt die berühmte „Schrecksekunde“, die bei einem unternehmerischen Projekt auch einmal Wochen oder Monate dauern kann, weg. Sie sind schneller in der Lage zu reagieren und weil Sie schon unterschiedliche Szenarien durchgespielt haben, wissen Sie, dass es alternative Handlungsmöglichkeiten gibt. Auch die Gefahr, dass sich bei Ihnen ein Tunnelblick ausbildet, nimmt ab.

Sehr selten kommt dann der Plan B zum Tragen, viel öfter sind es Lösungen, an die Sie davor nie gedacht haben.

 

Denn Sie wissen ja: Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt!  Der Plan B war aber der „Dosenöffner“, ohne den Sie wahrscheinlich nie auf die dann gefundene Lösung gekommen wären. Genau deshalb ist der Plan B so wichtig, auch wenn Sie ihn wahrscheinlich nicht brauchen werden.

 

PS: Die Neurowissenschaften bezeichnen das als Priming-Effekt.
PPS: Mehr zum Tunnelblick in einem der nächsten Artikel.


Eine Frage der Robustheit

 

Versuchen Sie sich an schwierige Entscheidungssituationen in Ihrem Leben zu erinnern. Im Nachhinein betrachtet, hatten Sie da einen „Tunnelblick“? Hatten Sie das Gefühl, in der Situation gefangen zu sein oder keinen Ausweg zu sehen? Was können Sie tun, damit Ihnen das in ähnlichen Situationen nicht passiert?