Gute Entscheidungen – vor allem solche mit einer großen Tragweite - werden nicht getroffen und schon gar nicht über das Knie gebrochen. Gute Entscheidungen entstehen in einem Prozess, in dem Sie:
- verfügbare Informationen sammeln, bewerten und interpretieren,
- Hypothesen aufstellen
- und – hoffentlich – nach Informationen suchen, die Ihren Hypothesen widersprechen.
Nach einer gewissen Zeit kristallisiert sich eine Entscheidung heraus und nun geht es an die Umsetzung. Die ist wahrscheinlich noch wichtiger als die Entscheidung selbst. Nicht umsonst wird von krisengewohnten Menschen immer wieder betont, dass eine schlechte Entscheidung immer noch besser ist als keine Entscheidung. Damit Sie in der Lage sind, bei der Umsetzung Ihrer Entscheidung laufend beobachten und vergleichen zu können, braucht es eine gewisse emotionale Belastbarkeit (siehe auch: Wer Entscheidungen trifft, muss die Konsequenzen auch aushalten können) und Reserven.
Reserven
Stellen Sie sich vor, Sie haben sich für eine bestimmte Option entschieden und nach kurzer Zeit beschleicht Sie das Gefühl, dass die Entscheidung doch nicht so klug war. Trotzdem halten Sie an der Entscheidung fest und machen weiter. In der Fachliteratur wird das „sunk-cost-bias“ *) bezeichnet: „Ich habe schon so viel Geld und Energie in das Projekt investiert. Ich kann doch nicht einfach aufhören!“. Ja, das stimmt. Diesem Phänomen bin ich auch oft genug auf den Leim gegangen. Im Nachhinein hat sich dann, öfter als es mir lieb war, herausgestellt, dass es besser gewesen wäre, den finanziellen Verlust in Kauf zu nehmen und ihn als Lehrgeld zu akzeptieren und nicht noch zusätzliches Geld hinten nachzuschicken.
Um das machen zu können, braucht es die finanziellen Reserven. Reserven wirken ähnlich wie eine Versicherung. Sie verursachen Kosten, aber im Schadensfall helfen sie, den Schaden gering zu halten. Im Gegensatz zu Versicherungen, verursachen sie aber im Fall, dass sie nicht gebraucht werden, keine Kosten, im Gegenteil!
Sie können sich daher bereits in der Recherche-Phase überlegen, was der maximale Schaden sein könnte, der mit dem Scheitern des Vorhabens verbunden ist. Diese Überlegung reicht aber nicht. Der zweite Schritt in diesem Prozess ist der, dass Sie sich überlegen, ob Sie diesen „Schaden“ auch aushalten können. Wenn das der Fall ist, dann folgt der dritte Schritt: Sie legen fest, an welchem Punkt Sie das Projekt abbrechen und sich zurückziehen werden. Dann haben Sie vielleicht einen überschaubaren Schaden erlitten, aber eine zusätzliche Erfahrung gewonnen, die in Ihre stillen Reserven einzahlt (siehe auch: die Kraft der stillen Reserven). Und ganz wichtig, der vierte Schritt: Wenn der Punkt des Abbruchs gekommen ist, dann ziehen Sie tatsächlich die Reißleine!
*) die Falle der versunkenen Kosten: wenn man da hineinfällt, dann verursacht die Fortsetzung einer Aktivität mehr Kosten, als wenn man die „versunkenen“ Kosten akzeptiert und mit der wenig Erfolg versprechenden Aktivität aufhört.
Eine Frage der Robustheit
Erstellen Sie eine Liste jener Aktivitäten, bei denen Sie das Gefühl hatten, dass Sie damit aufhören sollten und sich dann im Nachhinein herausgestellt hat, dass ein frühzeitiges Beenden sinnvoll gewesen wäre.