Von der göttlichen Gabe des Vergessens


Erfahren Sie, wie Ihnen die Vergesslichkeit helfen kann, ein robustes Unternehmen aufzubauen.

 

In meinem Freundeskreis gab es eine Person, die einen besonders charmanten Umgang mit den vermeintlichen Schwächen des täglichen Lebens hatte. Wenn wir uns zum Beispiel über längst vergangene gemeinsame Erlebnisse unterhielten. Auf meine Frage: „Weißt du noch ...?“, bekam ich regelmäßig folgende Antwort: „Nein, tut mir leid, ich kann mich nicht erinnern!“ Und dann kam noch lachend der Zusatz: „Du weißt ja, ich bin mit der göttlichen Gabe des Vergessens gesegnet!“

 

Damit konnte sie eine etwas peinliche Situation wunderbar überspielen. Peinlich vielleicht deshalb, weil der Vergesslichkeit ein gewisser Makel anhaftet.

 

Dabei erklären uns Gehirnforscher, Neurobiologen und Psychologen aber immer öfter, dass das Vergessen eine wichtige Funktion für unser Gehirn hat. Denn ohne Vergessen können wir keine neue Information aufnehmen.

„Und was hat das Vergessen nun mit unternehmerischer Robustheit zu tun?“, mögen Sie sich nun vielleicht fragen. Lassen Sie mich dazu folgende Geschichte erzählen:

 

Der deutsche Fußball-Erfolgstrainer Thomas Tuchel wurde einmal gefragt, warum es erfolgreichen Fußballmannschaften so schwerfällt, ihren Erfolg über längere Zeit aufrecht zu halten. Seine Antwort lautete sinngemäß: „Das Problem ist es nicht, aus den Fehlern zu lernen. Das größte Problem ist es, die vergangenen, vielleicht sogar zufälligen Erfolge zu vergessen.“

 

Unser Gehirn ist ein Wunder der Natur. Und es ist ein Optimierungsweltmeister. Man könnte auch sagen, dass es faul ist. Unser Hirn und alle Botenstoffe lieben Bekanntes. Hat eine Herangehensweise im geschäftlichen Leben einmal funktioniert, dann neigen wir dazu, unsere Herangehensweise zu wiederholen. Sind wir dabei erfolgreich, dann wiederholen wir unser Vorgehen immer und immer wieder. Funktioniert es dann einmal nicht, dann machen wir halt mehr desselben. Vielleicht haben sich aber die Umstände geändert, vielleicht haben sich unsere Kunden verändert oder unsere Mitarbeiter. Unsere einst erfolgreiche Herangehensweise passt nicht mehr. Nur weil sie bisher passte, heißt das nicht, dass sie immer noch passt.

 

 

Vielleicht ist der Zeitpunkt gekommen, Altes zu vergessen und Platz für Neues zu schaffen, die Situation neu zu bewerten und neue Standpunkte einzunehmen. Neue Herangehensweisen auszuprobieren. Öfter als wir glauben ist es Zeit, sich auf die göttliche Gabe des Vergessens zu verlassen. Machen Sie doch eine Liste von jenen Strategien, Herangehensweisen oder Methoden, die Sie einmal überprüfen könnten, ob sie immer noch passen, oder ob Sie sie besser „vergessen“ sollten. Das ist eine wichtige Übung, um Ihr Unternehmen Schritt für Schritt robuster zu machen.


Eine Frage der Robustheit

 

Auf einer Skala von 0 bis 10, wie sicher sind Sie, dass in Ihrem Unternehmen kein Bedarf zum „Ausmisten“ besteht?

 

0 … Keine Ahnung, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.

 

5 … Ja, ich denke schon, gelegentlich probiere ich sogar etwas aus.

 

 

10 … Ich mache regelmäßig eine Inventur und passe meine Aktivitäten entsprechend an.